Schadet Kommerzialisierung der Musik? Es gibt Puristen, die das meinen und dafür gute Argumente ins Feld führen können. In vielen Fällen ist es aber auch so, dass die Kommerzialisierung – Musik als Business – die Voraussetzung dafür ist, dass Musik überhaupt populär werden kann. Glenn Miller war der lebende Beweis dafür: Er war ein begnadeter Musiker und zugleich ein äußerst erfolgreicher Geschäftsmann.
VOM KELLER IN DEN KONZERTSAAL
In der Geschichte des Jazz ist der Swing etwas Einzigartiges: Swing ist die Stilrichtung im Jazz, die im Laufe von etwa 20 Jahren – zwischen 1920 und 1940 – in den USA die größte Popularität erzielte und nach dem Krieg überall auf der Welt begeisterte Fans fand. In seinen Anfangstagen war der Swing reiner Jazz und eine Domäne afroamerikanischer Musiker. Das sollte sich bald ändern: Der neue Musikstil und sein mitreißender Rhythmus wurden von „weißen“ Mainstream-Bands übernommen und kommerziell vermarktet. Der Erfolg des Swing hing fraglos auch damit zusammen, dass man wunderbar auf ihn tanzen konnte. Daher wurden die ersten Big Bands, mit denen die Erfolgsgeschichte des Swing untrennbar verbunden ist, häufig für große Tanzveranstaltungen gebucht. Die wachsende Popularität des Swing hatte jedoch noch eine andere – ebenfalls kommerzielle – Quelle: Die damals neuen Massenmedien Schallplatte, Radio und Tonfilm. Die Big Bands nahmen Schallplatten auf, traten in den äußerst populären Radio Shows auf und die Musiker wurden so etwas wie Filmstars. Aus den Kellerkindern des Swing waren echte Stars im großen Rampenlicht geworden.
MUSIKER UND UNTERNEHMER
Die Big Band von Glenn Miller stand exemplarisch für die Popularität und den kommerziellen Erfolg dieser neuen, vom Swing beflügelten Formation. Glenn Miller hatte bereits 1937 mit seiner ersten eigenen Band erfolgreich Platten aufgenommen, doch die Gruppe ging noch im selben Jahr auseinander. Der Durchbruch gelang Ende 1939. Das neu formierte Glenn Miller Orchestra wurde in die New Yorker Carnegie Hall eingeladen und führte dort Stücke wie „Moonlight Serenade“, „Little Brown Jug“ und „In the Mood“ auf. Der Erfolg war überwältigend. Und das hatte direkte Auswirkungen auf den Verkauf von Schallplatten. 1942 schließlich erhielt Glenn Miller die erste goldene Schallplatte der Musikgeschichte für „Chattanooga Choo Choo“.
Glenn Miller war ein begnadeter Bandleader und ein umsichtiger Geschäftsmann. Von seinen musikalischen und kommerziellen Talenten profitierten die gesamte Band und ihre Mitglieder. Die Band war wie ein Firma organisiert. Die Musiker waren sozialversichert, es gab eine eigene Abteilung für Public Relations und auch die Bühnenarbeiter wurden vom Orchester angestellt. Das Leben und Wirken von Glenn Miller war sowohl musikalisch wie kommerziell außerordentlich erfolgreich – und dieser Erfolg wirkt bis heute nach.